Kennen Sie die Senioren-Universität? Ich nehme an, Sie als aktive Teilnehmende bei Seniors@Work sagen sicher „na klar!“
Kürzlich „schneuggte“ ich auf der Website der Seniorenuni und schaute mir die Themen an, die für den Zeitraum Oktober 2020 bis Frühsommer 2021 vorgesehen sind. Und ja, ich gebe es ehrlich zu, ich musste schmunzeln: ein Grossteil der Gastvorträge bezieht sich auf Gesundheitsthemen. Rückgrat / Psychotherapie / Mikroben / Ei bis Embryo / Notfälle / Gedächtnisverlust / Parkinson und einige weitere gesundheitliche Inhalte sind aufgelistet. Natürlich gibt es auch die anderen Vorträge, diejenigen über Erbrecht, über den Kosmos, über die Emanzipation der Frau, über Globalisierung, Musik und Maschinen u.v.m. Aber aus zuverlässiger Quelle weiss ich, dass die Gesundheitsvorträge – finden Sie im Hörsaal der Universität statt – äusserst gut besucht sind. Mann oder Frau muss frühzeitig gehen, will er oder sie einen Sitzplatz.
Warum beschäftigt uns Gesundheit so sehr? Vor allem im Alter?
Ich gebe es zu: ich habe in jungen oder jüngeren Jahren nur wenige Minuten über die Gesundheit nachgedacht. Zu viel Anderes war in meinem Leben präsent. Aber je älter ich werde, desto mehr rücken da und dort Zipperlein in den Vordergrund und damit verbunden auch diffuse Ängste. Ich überlege mir aktiv, wie es weitergeht, überlege bei Grossprojekten, die eine Stadt wie Basel plant, ob ich sie überhaupt noch erlebe. In meiner Stammfamilie bin ich nun schon seit 2005 die Älteste. Eltern und Bruder – alle sind gestorben. Ich mache mir Gedanken über unsere Wohnsituation und wie wir am Besten noch lange unabhängig bleiben können: was müssen wir dafür in die Wege leiten – vor allem jetzt schon, so lange wir noch gesund und munter sind? Werde ich noch dabei sein können, wenn unser jüngstes Enkelkind einen Beruf erlernt, Hochzeit feiert, mich vielleicht zur Urgrossmutter befördert?
Mit all dem irgendwie pragmatisch umzugehen und sich nicht in eine absackende Stimmung ziehen zu lassen, ist eine Herausforderung. Und genau dafür ist meiner Meinung nach die Idee Seniors@Work Gold wert. Seniors@Work hat sich ja zum Ziel gesetzt, das Potential von Seniorinnen und Senioren zu nutzen. Dieses Potential umfasst fachliche Fähigkeiten, sicher aber auch den nicht zu unterschätzenden Erfahrungswert über das Leben an und für sich. Wer schon Jahre auf dem Buckel mit sich trägt, ist nicht per se verkalkt, sondern hat den Blick von Jahrzehnten. Und in diesem Blickwinkel spiegeln sich neue Situationen und bekommen eine weitere Dimension.
Kurz und gut: es gibt nichts Besseres, um gegen das Alter anzugehen, als sich zu engagieren. Wider die Zipperlein! Wider die diffusen Ängste! Und für einen klaren Blick und viel Freude.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich grüsse Sie herzlich! Bleiben Sie gesund! Und vielleicht sehen wir uns an der Seniorenuni?
Und übrigens: Es soll mir ja keiner kommen und sagen, Seniorinnen und Senioren seien nicht wandlungsfähig! Die Seniorenuni funktioniert in Coronazeiten per Zoom! Wie so vieles andere auch. Und „wir Alten“ sind in der Digitalisierung an vorderster Front mit dabei! Jawoll!
Beatrice Isler