Was machen Seniorinnen und Senioren, wenn sie pensioniert werden?
Obiges habe ich mich schon ein paar Mal gefragt. Natürlich gibt es diejenigen, die sich voller Elan auf ein weiteres Berufsleben stürzen. Dann gibt es jene, die aufgehen im Grosskinder hüten. Und jene, die sich die Reisen ihres Lebens gönnen.
Als langjähriges, ehemaliges Mitglied der Einbürgerungskommission bin ich aber immer wieder über Einbürgerungswillige in höherem Alter „gestolpert“. Ich nahm deshalb mit Dr. Stefan Wehrle, dem Präsidenten der Einbürgerungskommission, Kontakt auf und wollte von ihm Näheres zum heutigen Stand der Dinge wissen. Das Interview kommt in der Du-Form daher, war er doch sechs Jahr mein „Chef“ in der Kommission und noch immer sind wir in relativ engem Kontakt via Bürgergemeinde der Stadt Basel.
Lieber Stefan, immer wieder gibt Seniorinnen und Senioren, die den Weg der Einbürgerung auf sich nehmen. Sind es viele?
Bei den AusländerInnen waren es im vergangenen Jahr relativ wenige: Bei insgesamt 703 Gesuchen stammten 15 Gesuche von Pensionierten (7 Frauen und 8 Männer, wovon je drei über 70 Jahre alt waren). Deutlich höher lag hingegen mit 7 von 86 Gesuchen der prozentuale Anteil der Pensionierten bei den SchweizerInnen, welche im Jahr 2020 BaslerIn geworden sind; von diesen 5 Frauen und 2 Männern waren zwei Frauen und ein Herr älter als 70 Jahre.
In diesem Zusammenhang weise ich gerne darauf hin, dass alle BezügerInnen von Ergänzungsleistungen seit anfangs Jahr sowohl bei der Bürgergemeinde der Stadt Basel als auch beim Kanton Basel-Stadt nur die halben Einbürgerungsgebühren zahlen.
Kann es sein, dass die Seniorinnen und Senioren den Einbürgerungsprozess schätzen? Ich meine damit die von der Bürgergemeinde angebotenen Kurse?
Die von uns angebotenen Einbürgerungskurse „Kompaktkurs“ und „Fit für Basel“ werden allgemein sehr geschätzt. Nach der feierlichen Bürgerbriefübergabe im Stadthaus sind zudem alle NeubürgerInnen unter dem Titel „Basel besser kennenlernen“ zu zwölf exklusiven Angeboten eingeladen – allein deshalb lohnt sich die Einbürgerung !
Meines Wissens sitzen auch Seniorinnen und Senioren in den beiden Kammern der Einbürgerungskommission (der Zeitaufwand ist ja beträchtlich!). Wie viele sind es zur Zeit?
Von den insgesamt 12 Kommissionsmitgliedern befinden sich derzeit vier im Pensionsalter.
Warum lassen sich überhaupt Menschen im hohen Alter noch einbürgern?
In erster Linie wegen ihrer emotionalen Verbundenheit zu Basel.
Aufbewahrt habe ich das Einbürgerungsgesuch einer hundertjährigen Schweizerin, welche schrieb, ihr Wunsch sei es, als Baslerin zu sterben.
Wird das Einbürgerungsgespräch dem Alter angepasst?
Jawohl. Unsere ca. viertelstündigen Einbürgerungsgespräche mit AusländerInnen erfolgen angepasst an ihre individuellen Verhältnisse unter Berücksichtigung von Alter, Herkunft, Bildung usw.
Sind es also eher die aktiveren Personen, die diesen immerhin rund zweijährigen Weg auf sich nehmen?
Tendenziell schon.
In Basel-Stadt dauert das ganze Einbürgerungsverfahren bei AusländerInnen 16 bis 18 Monate, bei SchweizerInnen drei/vier Monate.
Gibt es im Umfeld der Bürgergemeinde Basel Institutionen, bei welchen Seniorinnen und Senioren aktiv mitarbeiten können?
Sehr gerne weise ich auf die Möglichkeit hin, sich beim Bürgerspital freiwillig zu engagieren. Rund 100 Frauen und Männer unterstützen die BewohnerInnen unserer Pflegezentren und Wohnhäuser bei den täglichen Erledigungen oder helfen mit, ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen:
www.bsb.ch/Ueber-uns/Karriere/Freiwilliges-Engagement.html
Kennst du seniors@work, www.seniorsatwork.ch ? Wie schätzt du diese Plattform ein?
Auch diese Plattform ist für beide Seiten eine tolle Sache !
Lieber Stefan, ich danke dir für deine ausführliche Auskunft und wünsche dir, der gesamten Einbürgerungskommission und der Bürgergemeinde der Stadt Basel nur das Beste. Bleibt gesund!
Beatrice Isler